Das Zazaki ist eine in Ost-Anatolien zwischen den Quellflüssen des Euphrat und Tigris beheimatete Sprache. Sie gehört der nordwestiranischen Gruppe des iranischen Sprachzweiges der indo - europäischen Sprachfamilie an. Die Zaza-Sprache ist mit dem kurdischen, persischen und dem Balotschi verwandt. Eine genaue Angabe über die Zahl der Zaza-Sprecher ist nicht bekannt. Interne Zaza-Quellen schätzen die Zaza-Sprecher auf 3-6 Millionen.

Das Zazaki stammt mit höchster Wahrscheinlichkeit aus dem Nord-Iran, aus der historischen Region "Deylemān" am Kaspischen Meer, in der heutigen Provinz Gīlān. Die heute noch dort gesprochenen iranischen Sprachen (auch Kaspische Dialekte genannt) wie Sangsarī, Māzenderānī, Tātī (Herzendī), Semnānī, Tāleshī sind dem Zazaki in grammatischer Hinsicht näher als dem kurdischen. Das nur noch in wenigen Rückzugsgebieten iranisch Mesopotamiens gesprochene Gōrānī, sowie heute in Balotschistan gesprochene Balōčī, haben ebenfalls eine nähere sprachliche Verwandschaft mit dem Zazaki.

Das Zazaki wird in unter den Nordwestiranischen Sprachen laut dem Schema nach Prof. Dr. Jost Gippert und P. Lecoq (s. Die iranischen Sprachen) wie folgt klassifiziert:

  • Nordwest-Iranisch:
    • Hyrkanische Gruppe:
      Balōči, Sangesari; Gorani, Zaza (Dımılki)
    • Karmanische Gruppe:
      Kurdisch (Kurmanci, Sorani, Süd-Kurdisch), Sivendi
    • Medo-Kaspische Gruppe:
      Gīlakī, Māzenderānī, Semnāni, Sorcheī; Tāleshi, Āsari
  • Südwest-Iranisch:
    Persisch, Tadschikisch, Tati, Dialekte von Fārs

Vermutlich sind die Vorfahren der heutigen Zazas (und mit ihnen die Zaza-Sprache) zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert in ihre jetztige Heimat in Ost-Anatolien eingewandert. Basierend auf einer wissenschaftlichen These, seien die heutigen Zazas die Nachfahren der Deylemiten.

Von den schriftlich fixierten Mitteliranischen Sprachen zeigt das Zazaki eine sprachhistorische Verwandschaft mit dem parthischen auf. Eine neuerdings vertretene These über die Herkunft der Zazas und ihrer Sprache besagt, dass sie das authentische Volk ihrer jetztigen Heimat seien. Nur hätten sie sich in diverse Regionen ausgedehnt.

Die  Zaza-Sprache wird in Provinzen wie Dersim (Dêsım), Erzincan (Erzıngan), Bingöl (Çewlıg), West-Sivas (Sêvaz/Qoçgiriye), Süd-Eruzurum, Varto (Gımgım), Elazığ (Xarpêt), Diyarbakır, Siverek (Sêwregı), Adıyaman (Semsur), sowie teilweise in ein paar Dörfern von Malatya (Pötürge und Arapkir), Mardin, Mutki, Sarız (Kayseri), Aksaray und in Diaspora-Gemeinden der türkischen Metropolen wie Istanbul, Ankara, Izmir oder Mersin gesprochen. Auch in Europa und anderen Ländern (Amerika, Australien etc.) ist durch die forcierte Migrationspolitik des türkischen Staates eine Diaspora-Gemeinde entstanden. In Deutschland leben schätzungsweise 150.000-200.000 Zazas. Die Zazas teilen sich etwa um die Hälfte auf in alewitische und sunnitische Moslems. Die Alewiten befinden sich im nördlichen Teil des Zaza-Landes. Die sunniitischen dagegen im südlichen Zaza-Land.

   Wie in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart waren die Zazas, besonders aus Dersim, wegen ihres alewitischen Glaubensbekenntnisses, Repressionen und Verfolgungen ihrer Besatzer hilflos ausgeliefert. Da bis dato, eine nationale Unabhängigkeitsbewegung der Zazas nicht existierte, die auf die religiösen Spannungen zwischen den verschiedenen Glaubensbekenntnissen zurückzuführen ist, kam es zu keiner Annäherung unter den Zazas. In Gebieten wie Dersim oder Varto fanden linke Organisationen Anhänger. Eines der rebellischsten Völker in Anatolien waren seit je her die Zazas. Die bekanntesten Widerstände der Zazas sind der des Scheich Said aus Piran (1925) Beim Dersim-Genozid von 1937/38 konnten sich nur sehr wenige wenn überhaupt widersetzen, da sie zuvor entwaffnet wurden. Beide Zaza-Aufstände hatten religiöse Motive. Der letztgenannte Widerstand endete 1938 mit einem Genozid und einer anschließenden Deportation der Überlebenden in den Westen der Türkei.

Es ist kaum verwunderlich, dass viele Zazas außerhalb ihrer Heimat und auch in der Diaspora leben. Neben der Unterdrückung und Dorfräumung, trägt auch die wirtschaftlich desolate Lage in den Zaza-Gebieten zur Auswanderung in die Metropolen der West-Türkei oder nach Europa bei.

Die Zazas sind im schwer zugänglichen Bergland Anatoliens beheimatet und leben von Ackerbau und Viehzucht. Die Lebensbasis der Zazas, Kurden und Assyrer wurde auch in den letzten Jahren wegen dem Guerillakrieg der kurdischen Freiheitsbewegung aufgrund der Dorfräumungen stark beschädigt oder gar völlig zerstört, so dass heute viele Dörfer leer stehen oder nur von alten Leuten bewohnt sind oder viele vorerst nur den Sommer im Dorf verbringen. In den Metropolen herrschen für diese Menschen schwierige Lebensumstände. In der erzwungenen Diaspora wird der Assimilationsprozess (der Verlust der Muttersprache) beschleunigt.

Die ersten schriftlichen Dokumente über die Zaza-Sprache entstanden vom Sprachwissenschaftler Peter Lerch im Jahr 1850. Bekannt sind noch zwei religiöse Schriften (Mewlıd) aus dem Jahr 1899 von Ehmedê Xasi und  von Usman Efendiyo Babıc (1933 in Damaskus veröffentlicht), welche mit dem arabischen Alphabet verfasst wurden.

In lateinischer Schrift wurde das Zazaki erst in der Diaspora nach spärlichen Erscheinungen, Anfang der 80er Jahre in Schweden, Frankreich und Deutschland anhand von Kulturzeitschriften verschriftlicht. Diesen folgten andere Zeitschriften und auch Bücher, die auch jetzt in der Türkei, besonders in Istanbul publiziert werden. Durch das Interesse unter Zaza-Intelektuellen, den Erhalt der Muttersprache durch Verschriftlichung voranzutreiben, hat sich die Publikation in Zaza-Sprache um ein vielfaches erhöht. Nicht nur die Wiederentdeckung der eigenen Kultur unter Zaza-Intelektuellen führte zu einer Renaissance der Zaza-Sprache und Kultur, sondern auch die jüngere Generation der Zazas (die leider oft nicht mehr ihrer eigenen Muttersprache mächtig ist) fand Wohlgefallen an der westlich-modernen neuen Musikrichtung in der Zaza-Sprache und dadurch ihr Interesse am wichtigsten Erbe ihrer Vorfahren, nämlich der Zaza-Sprache. In der Diaspora werden –wenn auch nur in begrenztem Umfang- Rundfunk- und Fernsehsendungen in Zaza-Sprache ausgestrahlt.

Die momentane Lage der Zaza-Sprache betrachtet, scheinen die Verschriftlichung und die Veröffentlichung in jener Sprache noch wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ursache für die verheerende Folge ist hauptsächlich die Assimilationspolitik des türkischen Staates. Bis Anfang der 90-er Jahre war der öffentliche Gebrauch, gar die Verschriftlichung oder Musizierung in Minderheitensprachen in der Türkei strafbar. Die türkisierende Bildungspolitik hatte in der Hinsicht leider Erfolge erzielt. Die Folgen der Türkisierungspolitik sind so verheerend, dass unter der alewitischen Zaza-Bevölkerung die jüngere Generation kaum noch die Sprache beherrscht, gar spricht oder sie ihren Kindern beibringt. Auch unter den sunniitischen Zazas macht sich die Assimilierung bemerkbar. Erfreulich ist jedoch, dass unter den jungen Zazas das Interesse wächst, ihre Muttersprache zu erlernen oder ihre Grundkenntnisse zu erweitern.

Obwohl Anfang dieses Jahrhunderts sprachwissenschaftlich bewiesen wurde, dass das Zazaki eine eigenständige Sprache und kein kurdischer Dialekt ist, wird sie fälschlicherweise, besonders in politischen Kreisen immer noch als ein kurdischer Dialekt betrachtet. Die politische Einstufung der Zaza - Sprache als kurdischer Dialekt rührt oftmals daher, dass die Ethnien in der Türkei ohne Differenzierung einer anderen Volksgruppe zugeordnet werden. So werden alle Bewohner der Schwarzmeerküste als Lasen bezeichnet, obwohl auch Nicht-Lasen Bewohner der Schwarzmeerküste sind. Dem selben kläglichen Kriterium sind die Zazas zum Opfer gefallen, indem sie allein aufgrund ihrer geographischen Herkunft, als Kurden spezifiziert wurden. Diesen gedanklichen Fehlgang hat vor allem die einseitige und nationalistische Politik, sowie die Unwissenheit über das Zaza-Thema eingeleitet. Man bedenke, in der Türkei waren bis vor zehn Jahren jegliche ethnische, kulturelle und linguistische Forschungen über die Minderheiten zu tätigen und diese beim Namen zu benennen strafbar; bis heute gar werden Bücher und Vereine diesbezüglich als separatistisch angesehen, in manchen Fällen auch verboten. Da über die Zazas und deren Sprache in Europa objektiv und wissenschaftlich geforscht wurde, in der Türkei kaum Informationen darüber gab, besteht leider noch bis heute Unwissenheit darüber. Obwohl die älteren Zazas sich nicht als Kurden und ihre Sprache nicht als Kurdisch betrachten, wurde die jüngere Generation durch den nationalen kurdischen Freiheitskampf beeinflusst, so dass viele Zazas, eher die, die politisch engagiert sind, als Kurden, einige sich aber auch als Türken ansehen. Vor der Zeit der Nationalgesinnung spielte die religiöse Zugehörigkeit die entscheidende Rolle. Bei der alewitischen Bevölkerung ist es bis heute noch üblich, dass die Identität als „Alewite“ Priorität genießt. Für traditionell denkende ist der Alewitismus endogen, daher heiraten sie bevorzugt untereinander. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl der Alewiten aus verschieden Ethnien hat sich im Laufe der Geschichte besonders kulturell geprägt. Die Eingehung inter-alewitischer Ehen ist auch ein Produkt, dass durch die religiöse Unterdrückung während der osmanischen Zeit entstanden ist. Die osmanischen Herrscher diffamierten alle Alewiten als „Kızılbaş“ (Rotköpfe) und bezichtigten diese der Ketzerei.